Be a queen!

Seit der Wecker dich aus dem Schlaf gerissen hat, bist du aktiv: Spülmaschine ausgeräumt, Frühstück zubereitet, schnell die Bluse gebügelt, auf zur Arbeit. So geht es den ganzen Tag über, so ging es gestern, so wird es morgen und übermorgen gehen. In deinem Kopf beim Aufwachen bereits eine Liste anstehender Tätigkeiten. Du findest keine Ruhe, bevor du alles erledigt hast. Wann wird das sein? Dann dieses freudlose Gesicht im Spiegel, dein Haar ein verlassenes Nest und Falten hast du auch. Du fragst dich, wieso du nicht fröhlicher, wieso du beim Aufwachen nicht unbeschwerter bist?!

Und die Streiterei mit deinem Freund? An den Grund kannst du dich nicht erinnern. Zum Streiten braucht ihr in letzter Zeit keinen Grund. Er nervt halt. Am meisten gehst du dir selbst auf den Wecker, eigentlich kannst du dich schon lange nicht mehr ausstehen. Du machst viel und machst doch nichts gut genug.

Und im Buchladen zig Bücher über innere Schönheit, Selbstliebe, positives Denken. Selbstliebe gekauft. Als Kind warst du Omas Prinzessin, jetzt beschimpfst du dich im Selbstgespräch dumme Kuh.

Eigentlich machst du dich in deinen Gedanken dauernd selbst schlecht, du bist dir selbst die ärgste Feindin. Was ist aus der Prinzessin geworden?

Du greifst umständlich -schlieβlich stehst du dir im Weg-, nach dem Buch über Selbstliebe, du schlägst eine Seite auf. Da steht doch tatsächlich, dass du dich nicht ausschlieβlich um die Andern sorgen und kümmern musst, sondern dass du dich selbst verwöhnen darfst. Dass du nicht zuerst bügeln und kochen musst, bevor du dir eine Auszeit gönnst, in der du nur das tust, was dir Freude bereitet: Wiesenpilze pflücken, Klavier spielen, zur Freundin gehen.

Schenk dir ein Glas Wein ein, knall dich auf die Couch, Füβe hoch! Entkorke die beste Flasche, die du hast, du bewahrst sie seit Monaten für eine passende Gelegenheit auf. Für deine Beerdigung?

Jetzt lachst du über dich selbst, du nimmst dich mit Humor, du bist verdammt nochmal gnädig zu dir selbst. Denn ja, die Gelegenheit ist passend! Du bist die Gelegenheit, du bist Prinzessin. Prinzessin sein kann man sich mit täglichem Training aneignen wie einen Muskel, den man mit der Zeit stärkt. Nur ein täglich ausgeführtes Training führt zur Beherrschung der Kunst der Selbstliebe.

Und das geht so: setz dir einmal pro Tag die Krone auf. Das tust du beispielsweise, indem du den Staubsauger ignorierst oder deiner Tochter sagst, sie soll ihr Bett selbst frisch beziehen. Staubsaugen kannst du später, wenn du die Krone wieder abnimmst, oder vielleicht sogar erst morgen. Sei biegsam, sei einfallsreich, bring deine Gewohnheiten um den Verstand.

Die Krone auf deinem Kopf ist der Garant deiner Auszeit und trägst du sie, so tust du ausschlieβlich das, wozu du Lust hast. Und wenn dich deine Erfahrung lehrt, wie herrlich gut dir das Aufsetzen deiner Krone tut, dann übe dich darin, sie dir gleich mehrmals am Tag auf den Kopf zu setzen.

Anfangs, bevor du dich ans Prinzessin sein gewöhnst, wirst du über deine Verwandlung staunen. Dein Spiegelbild sieht zufriedener aus, es lacht dir jetzt öfters zu. Wo du vorher mit deinem Partner Gründe zum Streiten fandest, findet ihr jetzt Gründe zum Lachen. Deine Selbstgespräche nehmen einen anderen Ton an. Du hast dir die Krone auf dem Kopf verdient, sagen sie, du bist eine ganz tolle Frau. Die Leute in deinem Umfeld suchen deine Gesellschaft auf, sie finden dich schön, so wie du dich endlich selbst schön findest. Etwas schön finden, so Robert Musil, heiβt vor allem, es finden.

 

Linda Graf

 


Mady is looking back on 18 years of experience in the Luxembourgish media world. She quit her job at Revue to launch an online magazine in which importance will be given to what makes us feel good – inside and out.

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